Just be: Meine 10 Tipps für mehr Achtsamkeit

Manchmal schenkt uns das Leben diese kleinen, zarten Momente voller Glück. Unscheinbar, unmittelbar, überraschend. Momente, die man nicht planen und nicht zuvor erahnen kann. Momente, die uns leise zuflüstern: "Halte inne und schau, wie schön das Leben ist."

Es sind diese kleinen Momente, die mir so oft ein großes Lächeln ins Gesicht und ein goldenes Gefühl von Wärme und Dankbarkeit ins Herz zaubern. Wenn ich morgens vom Klang des Regens an der Fensterscheibe geweckt werde und ihm Tropfen für Tropfen beim Fallen lauschen darf. Wenn ich in der Dunkelheit an einem leeren Restaurant vorbeilaufe und darin die Kellnerin beim Tanzen zu Ed Sheeran's “Shape of You” sehe. Wenn ich nach einem langen Tag noch eine Tafel Dunkler Schokolade in den Tiefen meines Küchenschrankes finde oder beim Meditieren in den Tiefen meiner Selbst ungeahnte Ideen und Möglichkeiten. Wenn ich an einem Spätsommerabend auf neuen Wegen mit dem Fahrrad durch die Stadt fahre und meine Augen eine Hauswand streifen, auf der mir Schillers Worte zurufen:

"Den Augenblick ergreife, der ist dein."

Es sind genau diese Momente, die mich immer wieder zurück ins Hier und Jetzt holen. Die mich anstupsen, erinnern, inspirieren und ankern im gegenwärtigen Augenblick. Mal ganz direkt und mal versteckt. Ich liebe diese Momente. Sie sind wunderschön, kraftvoll, leuchtend und doch auch ganz zerbrechlich. Gerade noch fühle ich mich federleicht, dann klinkt sich schon wieder mein Verstand ein und zieht mich aus dem Augenblick heraus. Kennst du sie auch, diese kleine Stimme im Kopf? Diese Stimme, die uns erzählt, was wir noch erledigen, noch hinterfragen, noch planen, noch zerdenken... müssen. Unser Verstand findet immer etwas, was wichtiger ist, als der Moment, in dem wir gerade sind. Dinge, die wir früher mal erlebt haben, gestern oder vor ein paar Stunden. Bemerkungen von unserem Chef oder von Verwandten, die uns nicht mehr loslassen. Worte, die einfach so dahin gesagt doch irgendwie nachhallen. Fragezeichen und Ängste. Was kommt morgen, nächste Woche oder nächstes Jahr?

Unser Kopf ist ein Genie, wenn es darum geht vermeintliche Probleme und Hindernisse zu finden. Eine kostenlose Beschäftigungstherapie auf hohem Niveau, die eigentlich nur eins kann: uns den gegenwärtigen Moment zu stibitzen, so dass wir ihn nicht mehr mit allen Sinnen spüren. Die Crux an der Sache: genau dort liegt eigentlich unser Glück. Ein tiefes Gefühl von Zufriedenheit, Angekommensein, Freude und Leichtigkeit. Genau das, wonach wir uns alle so sehnen.

Foto © Patricia Haas

Foto © Patricia Haas

Die Frage aller Fragen lautet also, wie kommen wir wieder zurück in den Augenblick? Wie können wir diese Stimme im Kopf etwas leiser werden lassen und die Wahrnehmung mehr auf den gegenwärtigen Moment lenken? Mit Achtsamkeit. Achtsamkeit ist nicht nur ein leeres Trendwort unserer Zeit, sondern tatsächlich eine wertvolle, jahrhundertealte Tradition, die besonders im Buddhismus gelebt wird. Achtsam sein, bedeutet aufmerksam sein und den gegenwärtigen Moment genau so wahr- und annehmen wie er ist. Aus dem Herzen heraus. Wertungsfrei. Bewusst. Wenn uns das gelingt, liegt uns das Leben auf einmal zu Füßen und Veränderung, Freiheit und innerer Frieden sind plötzlich zum Greifen da. Und weil das so unfassbar glücklich macht, möchte ich heute meine 10 Tipps für mehr Achtsamkeit mit dir teilen:

1) Atmen

Der Atem ist unser Achtsamkeitsanker Nr. 1. Wenn wir uns ganz bewusst darauf konzentrieren, wie wir einatmen und ausatmen, kann der Kopf nicht gleichzeitig noch etwas anderes denken. Glaubst du nicht? Probiere es mal aus. Mehr als ein Gedanke gleichzeitig geht nicht. Also wenn die Gedanken oder Gefühle mal wieder Achterbahn fahren, nimm dir eine Pause und beobachte einfach mal wie du atmest. Schon bist du wieder im Hier & Jetzt. In Mopsgeschwindigkeit!

2) Dankbarkeit leben

Dankbarkeit ist eigentlich ganz simpel und für mich dennoch magisch. Sie lässt mein Leben glitzern und bringt mein Herz zum Leuchten. Wenn ich morgens aufwache, ist mein erster Gedanke: Danke. Wenn ich abends ins Bett gehe, lasse ich bewusst noch einmal die Glücksmomente des Tages Revue passieren lassen. Wo Dankbarkeit ist, hat Angst keinen Platz. Wo Dankbarkeit ist, werden die Sorgen ganz klein. Und das Schönste daran: je mehr du kleine und große Glücksmomente dankbar wahrnimmst, umso mehr werden dir in deinem Leben begegnen. Versprochen.

3) Meilensteine feiern

Wie oft nimmst du dir im Alltag Zeit, um deine kleinen und großen Erfolge bewusst zu feiern? Das Möbelstück, das du endlich bei Ebay Kleinanzeigen reingestellt und verkauft hast. Der Morgen, an dem du es früher aus dem Bett und noch zu einer Laufrunde nach draußen geschafft hast. Die Präsentation, die du in einer Nacht- und Nebelaktion vorbereitet und dann ganz souverän gehalten hast. Diese Erlebnisse sind in den Alltäglichkeiten meines Lebens oft untergegangen, aber zum Glück habe ich großartige Freunde, die sich hervorragend auf's Feiern verstehen und mich regelmäßig erinnern. Also frage dich doch auch mal öfters: "Was kann ich heute feiern? Worauf kann ich stolz sein?" Ich bin mir sicher, da gibt es eine Menge.

4) Single tasking

Das Gerücht, dass zumindest Frauen multitaskingfähig seien, hält sich nach wie vor hartnäckig. Und vielleicht können wir alle manchmal mehrere Tätigkeiten gleichzeitig ausüben, aber Fakt ist, dabei bleibt Einiges auf der Strecke. Wir sind dann überall und nirgends zugleich. Es fällt uns schwer einen Fokus zu halten, konzentriert zu sein, bei der Sache. Was dann an uns vorbeizieht, ist das Leben vor unserer Nase. Also überlege dir immer wieder, ob du nicht alternativ nacheinander Aufgabe für Aufgabe erledigen kannst, statt alles auf einmal. Du wirst sehen, es geht plötzlich alles viel leichter von der Hand und du verpasst auch nicht den ganzen Spaß.

5) Geduld haben

Kennst du den Spruch "Gras wächst nicht schneller wenn man daran zieht."? Wir haben es oft sehr eilig in unserem Leben und WLAN, Smartphone & Co. sorgen mit der ständigen Verfügbarkeit von Informationen nicht gerade dafür, dass wir uns mit vielen Dingen Zeit lassen möchten. Aber die Dinge brauchen Zeit. Das Leben braucht Zeit. Nur so kann es sich genau so entfalten wie es möchte. Also wenn du dich mal wieder mit deinen Gedanken im Morgen oder Übermorgen erwischst, hole dich sanft und geduldig zurück ins Jetzt. In diesem Augenblick darfst du dich entspannen und darauf vertrauen, dass alles gut wird und ist, so wie es ist.

Meine 10 Tipps fuer mehr Achtsamkeit - Theresa Kellner

6) Offline sein

Wo bist du in den Momenten, in denen du dein Smartphone in der Hand hältst? Da, wo du gerade sitzt oder stehst oder doch an einem ganz anderen Ort? Klar, für die Kommunikation mit Freunden und Familie ist das Handy super geeignet, aber mal ehrlich, das würden wir auch in einem Bruchteil der Zeit schaffen, die wir mit diesem Gerät verbringen. Ich erwische mich oft, dass ich mich auf Social Media und in den Erlebnissen, Gedanken etc. anderer Leute verliere und ich könnte wetten, dass es den meisten von uns so geht. Wenn wir ehrlich sind, nehmen wir unser Telefon mehr in die Hand als unser Leben. Also lass uns doch zur Abwechslung wieder mehr offline sein und schauen, was das analoge Leben so bereithält. Es ist nämlich Einiges!

7) Meditieren

Meditation ist eine meiner liebsten Möglichkeiten um mehr Achtsamkeit in meinem Leben zu praktizieren. Sie ankert und erdet mich in den bewegten Wogen meines Alltags, gibt mir Kraft und Fokus. Früher dachte ich immer, dafür müsste ich es schaffen an gar nichts zu denken, heute weiß ich, dass auch Gedanken Teil von Meditation sind. Es geht nur darum sie einfach vorbeiziehen zu lassen und das mache ich mittlerweile min. 1x für 20 Minuten am Tag. Falls du dich bisher noch nicht ans Meditieren gewagt hast, kann ich es dir nur empfehlen. Probiere es einfach mal aus - ob das Sitzen in der Stille für ein paar Minuten, eine geleitete Meditation mit einer App oder in einer Gruppe, mittlerweile gibt es wirklich eine ganz fantastische Bandbreite an Varianten und ich bin mir sicher, dass auch du etwas für dich finden wirst.

8) Sinne schulen

Wenn uns unser Verstand aus dem gegenwärtigen Moment holt, sind wir vor allem eines: im Kopf. Die Gedanken kreisen oder fliegen in alle Richtungen, während wir vergessen was eigentlich so der Rest des Körpers macht. Eine schöne Möglichkeit, um wieder zurück in den Augenblick zu kommen und sich gleichzeitig zu erden, ist es, sich wieder unserer 5 (oder sind es doch 6?) Sinne bewusst zu werden - das geht im Alltag bei den noch so kleinen Dingen. Spüre beim Händewaschen wie sich das Wasser auf deiner Hand anfühlt, wie warm oder kalt es ist, wie die Oberfläche des Handtuches auf deiner Haut reibt. Lausche beim Öffnen des Fensters den Geräuschen. Wie viele verschiedene kannst du wahrnehmen? Hörst du Vögel, entfernte Stimmen oder das Rauschen des Verkehres? Lass den Blick durch dein Zimmer streifen. Wie viele rote Gegenstände kannst du sehen? Und wie viele blaue? Atme tief ein und versuche den Duft deines Tages in Worte zu fassen. Welche Gerüche durftest du heute riechen? Was hat dir besonders gefallen? Das Leben ist zu bunt, um es nur eindimensional zu sehen.

9) Journaling

Übers Schreiben schreiben, könnte ich seitenweise. Es gibt nichts, wodurch ich meinen Gedanken, Gefühlen und Erlebnissen so frei Raum geben kann, wie beim Schreiben. Alles ganz intuitiv auf's Papier bringen zu können, tut mir unglaublich gut. Immer und immer wieder finde ich dadurch meine Stimme und an leisen wie an lauten Tagen zu mir selbst. Morgens, abends, zwischendurch, wann immer ich Zeit brauche, mich und mein Leben zu ordnen, zu reflektieren oder einfach nur festzuhalten, schreibe ich. Und weil es weit über das klassische Tagebuchschreiben hinausgeht, ist "Journaling" genau das, was ich liebe. Und vielleicht hast du ja auch Lust, dir mal wieder ein schönes Notizbuch zu besorgen und dort kreativ und schreibend, dein Leben festzuhalten? Glücksgefühle und Aha-Momente sind inklusive.

10) Essen & Trinken

Wer hätte es gedacht, Essen und Trinken dürfen an dieser Stelle natürlich nicht fehlen. Nicht nur weil Nahrung uns wichtige Energie und Nährstoffe bietet, sondern weil sie Genuss pur sein kann. Wenn wir uns dafür achtsam Zeit nehmen - oder kannst du dich noch genau an dein Essen erinnern, wenn du es vorm Laptop zur neuesten Folge deiner Lieblingsserie verputzt hast? Gönne dir Zeit, dir und deinem Körper. Genieße es, dir etwas Vollwertiges, Gesundes und Leckeres zu kochen, schwelge in den Aromen, Farben und Konsistenzen der Zutaten und lasse dir das Ergebnis genüsslich auf der Zunge zergehen. Das schmeichelt Körper und Seele, jetzt und hier.

Was bedeutet Achtsamkeit für dich?

Für mich heißt es, das Glück des Augenblicks einzuladen, zu spüren und dankbar dafür zu sein, jetzt in diesem Moment, zu dieser Zeit, am Leben zu sein. Denn es steht fest, dass es ein Wunder ist - so wie auch du eines bist.

Alles Liebe

Theresa